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Hildegard Dreyer (1905–1999)
Foto: bpk / Fotograf unbekannt
Berlin Nachkriegszeit
DDR Industrie
DDR Eisenbahn
Biografie, Ausstellungen und Publikationen
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Biografie Hildegard Dreyer
1905
Geburt von Klara Hildegard Dreyer (Ehenamen: 1923–44 Grünberg, 1947–53 Fey, auch Dreyer-Fey) am 9. Februar 1905 in der elterlichen Wohnung, Oderbergerstraße 3, Berlin, als Tochter des Musikpädagogen, Organisten und Chordirigenten Arnold Oskar Waldemar Dreyer (1874–1961) und dessen Ehefrau, der Sopranistin Charlotte Martha Marie, geb. Wolff (1876–1945),Taufe am 23. Mai 1905 in der Zionskirche
Der Vater erlangt als Komponist und insbesondere als Kirchenmusikfunktionär in Vereinen und Gremien einige Bekanntheit, wird 1926 Kirchenmusikdirektor und im Oktober 1933, im Zuge der „Gleichschaltung“ und Eingliederung in die NS-Reichsmusikkammer (RMK), als Präsident des Reichsverbandes Evangelischer Kirchenmusiker in Deutschland bestätigt.
Schulische Ausbildung
Besuch einer privaten höheren Töchterschule, später X. Städtisches Lyzeum1923
Heirat am 3. Januar 1923 im Alter von 17 Jahren mit dem aus Hamburg-Bergedorf stammenden Schöneberger Exportkaufmann Johann Hans Karl Grünberg (1892–1949)Ab 1928
Intensive Beschäftigung mit der Fotografie1938–1939
Volontärin / Fotolaborantin (Kleinbild- und Ausschnittvergrößerungen) vom 1. August 1938 bis 30. Juni 1939 im Photo- und Phono-Spezialhaus Erich Beilstein (Berlin-Tempelhof)1939–1944
Dreimonatiger Kurs ab 9. Oktober 1939 an der Deutschen Schule für Optik und Fototechnik zu Berlin, dort (nach mit Auszeichnung bestandener Prüfung am 15. Dezember 1939) Anstellung als Hilfslehrkraft, 1940 Erlangung der Befugnis zur Arbeit als Fachlehrerin für Fotografie, bis Februar 1944 Weiterbeschäftigung als Fachlehrerin, und sukzessive Leitung des praktischen Unterrichts in allen Kursen: u. a. Tageslicht- und Kunstaufnahmen, Technik der Kleinbildkamera, Negativretusche, Reproduktion von Schwarzweiß- und Halbtonvorlagen, Kopieren, Vergrößern, Farbenaufnahmen1942
Während eines Studienurlaubs Fortbildung vom 1. bis 31. Mai 1942 im Bereich Porträtfotografie bei Otto Becker & Maass (Atelier für Presse- und Werbe-Fotos sowie Farben-Fotografie, Kurfürstendamm 24, bekannt für Porträt- und Modefotografie)1943–1945
Wohnhaft Rixdorferstraße 94 in Mariendorf, einjährige Ausbildung zur Bildberichterstatterin beim Reichsverband der Deutschen Presse (RDP),nach bestandener Vorprüfung am 7. April 1943 Kündigung der Stelle als Fachlehrerin im Januar 1944 und bestandene Abschlussprüfung am 14. April 1944 vor der Fachkommission des Reichsausschusses der Bildberichterstatter im RDP, im Anschluss freie Mitarbeiterin für die Neue Illustrirte Zeitung (Neue IZ), das Familienblatt Die neue Gartenlaube und die Wochenschrift Koralle, daneben landwirtschaftliche Aufnahmen für den Reichsnährstand (RNST)
1944
Scheidung von Karl Grünberg (1949 in Bad Schwartau verstorben)1945–1946
Bereits ab Mai 1945 (einem Aufruf zur Beteiligung am Wiederaufbau folgend) freie Tätigkeit für das Volksbildungsamt Berlin-Tempelhof, Aufnahmen mit der Rolleiflex u. a. vom ersten Bezirkskonzert in der Eckener-Oberrealschule am 3. Juni 1945 und vom ersten Sportfest im Volkspark Mariendorf am 10. Juni 1945, 1945–46 auch Bühnenaufnahmen, z.B. Kabarett Regenbogen, Wiedereröffnung des Theaters am Schiffbauerdamm, Wiederaufnahme des Spielbetriebs der Staatsoper (aufgrund der Zerstörung des Opernhauses im Metropol-Theater), erste Bildserie „Brot“ (Feldarbeiter, Bäcker, Mariendorfer Kindergartenkinder beim Vesperbrot) und Schaukästen-Ausstellung im Bezirk, frühe Veröffentlichungen in Tageszeitungen (Allgemeine Zeitung (1945), Tagesspiegel, Neues Deutschland), nach 1946 kein Kontakt mehr zur „Westpresse“ (laut Fragebogen der Arbeitsgemeinschaft der Bildreporter von 1950)Ab April 1946
Mitgliedschaft im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB)Ab Sommer 1946
Freie Mitarbeiterin der Tageszeitung Neues Deutschland, später auch der Täglichen RundschauAb Oktober 1946
Mitgliedschaft im Verband der Deutschen Presse (VDP, ab 1959: Verband der Journalisten, ab 1972: Verband der Journalisten der DDR (VdJ))Ein Fragebogen zur beantragten Mitgliedschaft, in dem Dreyer ihre journalistische Betätigung während der NS-Zeit angibt und eine Mitgliedschaft in der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen sowie journalistische oder politische Sonderaufträge während der NS-Zeit wahrscheinlich zutreffend verneint, wird Fritz Eschen, dem Vorsitzenden der Bildreporter-Arbeitsgemeinschaft des Verbands zur Stellungnahme vorgelegt.
1946–1948
Dokumentation von Kriegszerstörungen und des beginnenden Wiederaufbaus in Berlin, z.B. Aufnahmen von Sozialeinrichtungen des Bezirks Tempelhof (ehrenamtliche Schneiderwerkstatt, Winter-Schuhwerkstatt für Schulkinder), als Bildberichterstatterin wohnhaft Richterstraße 29 in Mariendorf, Heirat am 29. Oktober 1947 mit dem Fotografen und Bildreporter Stefan Fey, gemeinsame Reportagen, später getrennt, freie Mitarbeiterin nun auch für die Illustrierte Rundschau, Arbeiten für den Verlag Tribüne (FDGB Berlin), den Bundesvorstand des FDGB und den Bauern-Verlag, Dauerreisegenehmigung für die sowjetische Besatzungszone (1. Dezember 1947)1949–1978
Übersiedlung in den Ostsektor (1949), wohnhaft bis 1995 in Berlin-Köpenick, Langerhansstraße 12, von dort aus langjährige erfolgreiche Tätigkeit als freie Bildjournalistin in der DDR, thematische Schwerpunkte: landwirtschaftliche, kulturelle, soziale und leichtindustrielle Reportagen (laut Fragebogen der Arbeitsgemeinschaft der Bildreporter von 1950), später insbesondere Verkehrswesen (Deutsche Reichsbahn, Bahnhöfe, auch Schifffahrt)Aufnahmen für den Feriendienst des FDGB (diverse Hefte der Reihe Feriendienst), Veröffentlichungen in überregionalen und regionalen Tages-, Wochen- und Monatszeitungen, u. a. Berliner Zeitung, Der freie Bauer (illustrierte Wochenzeitung der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe), Bauernecho (Zentralorgan der Demokratischen Bauernpartei Deutschlands), Die Ähre (Monatsschrift der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe), Frau von heute (illustrierte DDR-Frauenzeitschrift), Tägliche Rundschau, Neues Deutschland, Neue Zeit, Verwendungen in Schulbüchern, auf Plakaten sowie in amtlichen Broschüren, Arbeiten z.B. für den Transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF), der Dreyer angehört, den Städte- und Gemeindetag der DDR (Architekturaufnahmen), das Reisebüro der DDR oder die Deutsche Werbe- und Anzeigengesellschaft (DEWAG), Ankauf von Fotos z.B. durch das Ministerium für Verkehrswesen, Einzelgenehmigungen des Ministeriums für Aufnahmen auf Bahnhöfen (in den 1950er Jahren z. T. unter Ausschluss von Teil- oder Gesamtansichten der Bahnanlagen), später nach eigenen Angaben Dauergenehmigung der Pressestelle des Ministeriums für Reportagen, Film- und Fotoarbeiten
1953
Juli: Scheidung von Stefan Fey1957–1965
Ehrenamtliche Tätigkeit im Redaktionskollegium und als Bildreporterin für das von der Kreisleitung der SED und dem Stadtbezirksausschuss der Nationalen Front Berlin-Köpenick herausgegebene Köpenicker Heimatblatt1959
Gestaltung der Ausstellung der Berliner Ärztlichen Rundschau auf der Wassersportausstellung Wassersport, Wochenend und Urlaubsfreuden in der Deutschen Sporthalle1960
Ehrennadel der Nationalen Front1962
Teilnahme mit Auszeichnung am Fotowettbewerb Köpenick – Industriegebiet und Erholungszentrum Berlin, Aufnahme von sieben Bildern durch die Jury (Co-Vorsitzender: John Heartfield) in eine Fotoschau in gleichartigen Stadtbezirken in Moskau, Paris, Prag, Warschau, Budapest und Peking1965
Meissner-Plakette des Nationalen Aufbauwerks (NAW), kostenlose Bereitstellung von Bildern für die Tuberkulose-Impfvorsorge der Abteilung Gesundheitswesen des Rates des Stadtbezirks Friedrichshain, Teilnahme an der Ost-Berliner Welt-Fotoausstellung 1965 mit Auszeichnung1966
Ehrendiplom im Köpenicker Fotowettbewerb für das Bild Winterfreuden der Köpenicker1967
Ehrenplakette für die Teilnahme an der von Rita Maahs und Karl-Eduard von Schnitzler konzipierten Welt-Fotoausstellung Vom Glück des Menschen in der Deutschen Sporthalle aus Anlass des 50. Jahrestages der Oktoberrevolution (in der gleichnamigen Publikation nicht vertreten)1967/68
Leitung des Fotozirkels im Klub der Werktätigen Berlin-Köpenick, DammvorstadtEnde 1960er/Anfang 1970er-Jahre
Nachlassende Reisetätigkeit, auch infolge einer Fußverletzung (Arbeitsunfall)1973
Kostenlose Bereitstellung von Fotos für Krankenzimmer und Aufenthaltsräume im Städtischen Krankenhaus Köpenick1975
Ehrenzeichen der Nationalen Front1978
Ruhestand„Wenn ich auch jetzt aus dem Berufsleben so gut wie ausgeschieden bin, gehört jedoch mein Interesse weiterhin unserem anspruchs- und verantwortungsvollen Beruf, obgleich er das Privatleben einschneidend beeinträchtigte. Und würde ich noch einmal vor eine Berufswahl gestellt werden, so würde ich wieder das werden wollen, was ich einmal war: ein kleines Licht, das Ausschnitte aus dem vielseitigen Geschehen zu beleuchten und dadurch verständlich zu machen trachtete.“ (maschinenschriftlicher „Rückblick“ der Fotografin, undatiert, ca. 1978)
Fotografische Arbeiten über den Renteneintritt hinaus bis ca. 1983, Mitgliedschaft im VdJ bis zur Auflösung des Verbandes (Ende September 1990)
1995
Umzug nach Friedrichshagen (Seniorenheim in der Werlseestraße)1999
Verstorben am 6. Januar 1999 im Antonius-Krankenhaus in Friedrichshagen, Grabstelle (II-3-56 b) auf dem Friedhof II der Sophiengemeinde Berlin -
Ausstellungen Hildegard Dreyer (Auswahl)
2001 – „Frauenobjektiv. Fotografinnen 1940 bis 1950“, Bonn, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (18.05.–29.07.2001)
1967 – „Welt-Fotoausstellung. Vom Glück des Menschen. Zu Ehren des 50. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“, Berlin (1967)
1967 – „Köpenicker Fotoschau“, Berlin (1967)
1965 – „Welt-Fotoausstellung“, Berlin (1965)
1962 – „Fotoschau Köpenick – Industriegebiet und Erholungszentrum Berlins“, Berlin (1962), zugleich Wanderausstellung (Moskau, Paris, Prag, Warschau, Budapest, Peking)
1959 – „Wassersport, Wochenend und Urlaubsfreuden“, Berlin, Deutsche Sporthalle (1959) -
Publikationen Hildegard Dreyer (Auswahl)
Ausstellungskataloge
Frauenobjektiv. Fotografinnen 1940 bis 1950. Hrsg. von Petra Rösgen, Ausst.-Kat. Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Köln, Wienand, 2001.
Primärliteratur
Veröffentlichungen in folgenden Zeitungen und Zeitschriften:
Bauernecho, Berliner Zeitung, Der freie Bauer, der modelleisenbahner, Deutsche Demokratische Republik im Aufbau, Die Ähre, Die neue Gartenlaube, Frau von heute (DDR), Illustrierte Rundschau, Köpenicker Heimatblatt, Koralle, Neue Illustrirte Zeitung (Neue IZ), Neues Deutschland, Neue Zeit, Stimme des Patrioten, Tägliche Rundschau.
Hobusch, Erich u. a. (Autorenkollektiv): Der grüne Ring. Erholungsgebiete in und um Berlin. Berlin, Tribüne, 1973.
FDGB-Feriendienst. 27: Sächsische Schweiz, 1. Das Gebiet um Kurort Rathen. Berlin, Tribüne, 1968.
FDGB-Feriendienst. 21: Vogtland. Berlin, Tribüne, 1968.
FDGB-Feriendienst. 20: Das Gebiet der Oberen Saale. Berlin, Tribüne, 1967.
FDGB-Feriendienst. 14: Das Rennsteiggebiet um Oberhof. Berlin, Tribüne, 1967.
FDGB-Feriendienst. 11: Von der Wartburg bis zum Inselsberg. Berlin, Tribüne, 1967.
Das Ferien- und Bäderbuch. Berlin, Tribüne, 1963.
DDR – Transitland, Reiseland. Hrsg. von der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, Ministerium für Verkehrswesen. Wernigerode, Harz-Druckerei, 1963.
Uns gehören die Schienenwege. Eine Festschrift des Ministeriums für Verkehrswesen der Deutschen Demokratischen Republik zum 125jährigen Jubiläum der Eisenbahnen in Deutschland. Hrsg. u. a. von Max Baumberg, Hans Böhme. Berlin, VEB Verlag für Verkehrswesen Transpress, 1960.
Schiller, Martin: Gefährten des Menschen. Berlin, Deutscher Bauernverlag, 1959.
DR – Einsteigen bitte! Deutsche Reichsbahn in Volkes Hand: ein Bildbericht über die Arbeit und das Leben der Eisenbahner in der DDR. Hrsg. vom Ministerium für Verkehrswesen. Neuruppin, Dr. Franz Maecker, 1958.
Urlaub, Erholung, Genesung durch den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund. Berlin, Tribüne, 1957.
Sekundärliteratur
Kindheit in der großen Stadt. Hrsg. von Frauke Berchtig. Berlin, Braus, 2018.
Hartewig, Karin: Wir sind im Bilde. Eine Geschichte der Deutschen in Fotos vom Kriegsende bis zur Entspannungspolitik. Leipzig, Leipziger Univ.-Verl., 2010.
Sachsse, Rolf: Die Erziehung zum Wegsehen. Fotografie im NS-Staat. Dresden, Philo Fine Arts, 2003.