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Benno Wundshammer (1913–1986)
Foto: bpk / Fotograf unbekannt
Zweiter Weltkrieg
Schauspielerinnen und Schauspieler
Sport
Konrad Adenauer
Originalabzüge: ca. 15.000 (66 Kartons, 34 Schachteln – 19 lfm)
Negative: ca. 350.000 (57 Ordner, 14 Schachteln – 7 lfm)
Kontaktabzüge: 41 Kontaktbogenordner
Farbdias: ca. 20.000 (13 Ordner, 2 Kartons – 2 lfm)
Publikationen/Archivalien: 81 Kartons, 23 Ordner, Büchersammlung des Fotografen zum Zweiten Weltkrieg, Belege, Dokumente – 49 lfm
Biografie, Ausstellungen und Publikationen
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Biografie Benno Wundshammer
1913
Geburt von Benno (eigentlich: Benedikt Heinrich) Wundshammer am 11. April 1913 in Köln-Lindenthal als Sohn von Sepp (Joseph) Wundshammer (1885-1969), Prokurist beim Verlagshaus DuMont Schauberg, und dessen Ehefrau Kunigunde geb. Hörchner (Heirat 1912). Die Mutter stammt aus Köln, der Vater aus Rottach-Egern, wo er später noch Bürgermeister wird (1957–1966). 1914 wird Bennos Bruder Bert (Hubert) geboren.1919–1930
Besuch des städtischen Reformrealgymnasiums. Wundshammer experimentiert früh mit einer Leica und veröffentlicht bereits als 15-Jähriger erste Fotos im Lokalteil.1930–1934
Nach Erlangung der mittleren Reife beginnt Wundshammer eine Lehre als Chemigraf, Positiv-/Negativretuscheur und Tiefdruck-Reproduktionsfotograf bei der Kölnischen Zeitung. In den Kölner Werkschulen eignet er sich gleichzeitig (1930–1933) als „schmarotzender Gaststudent“ Fähigkeiten im Zeichnen, Schriftschreiben, Malen und in grafischer Gestaltung an. 1930–1933: Mitgliedschaft im Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (bis zu dessen Zerschlagung)1934–1936
Gesellenprüfung 1934: Zwei Monate nach Ausbildungsende verlässt Wundshammer DuMont Schauberg und damit die vom Vater vorgezeichnete Bahn eines technischen Verlagsangestellten. Reisen (u.a. Niederlande, Belgien, Schweiz, Italien)Wundshammer entscheidet sich für eine Tätigkeit als Fotograf und wird 1935 Mitglied im Reichsverband der Deutschen Presse, Liste B (Bildberichterstatter).
Kurzzeitige Tätigkeit bei der Westbild (verlagseigene Bildagentur von DuMont Schauberg)
Freier Bildberichterstatter für die Kölnische Zeitung und den Kölnischen Stadtanzeiger (Lokales, Technik, Sport, Politik): z. B. Ein Autowächter erzählt (1935), Das Antlitz der Kölnerin (1935), Der tägliche Verkehrsunfall (1936), Feldgraue marschieren durch Köln (Remilitarisierung des Rheinlandes, 1936), Köln grüßt den Führer (1936)
Ab 1936 bis Kriegsende partnerschaftliche Beziehung mit Hedi Pieper (ein Sohn geb. 1937, eine Tochter geb. 1939)
1937–1939
Spezialisierung auf Sportereignisse. Ein Angebot des Sportbild-Verlags Max Schirner (Sportpresseagentur) führt Wundshammer nach Berlin. Eine Festanstellung kommt nicht zustande, aber er bleibt in Berlin und arbeitet als etablierter Sportfotograf nun auch für überregionale Sportzeitschriften wie das Reichssportblatt: z. B. Sepp Herberger; Training der deutschen Fußballnationalmannschaft (1938), Fußball-Länderspiel Deutschland – England (1938), Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten besucht Sportler im Sudetenland (1938)Berichte über das NS-Fliegerkorps, die Deutsche Kunstflugstaffel und die Fliegerschule Rangsdorf (1939). Die Flieger-Reportagen waren laut Wundshammer der Grund für seine Einberufung zur Luftwaffe.
August–Oktober 1939
Am 21. August 1939 wird Wundshammer zur Wehrmacht, Luftwaffen-Propaganda-Kompanie 1 (später: Luftwaffen-Kriegsberichter-Kompanie 1), eingezogen. In der Bernauer Luftnachrichten-Kaserne trifft er zahlreiche Berufskollegen und Schriftleiter, die zu einer Propagandakompanie (PK) sollen. Wundshammer verfügt über keine militärische Ausbildung und wird aufgrund seiner speziellen zivilen Kenntnisse zum Sonderführer (G) ernannt (im Rang eines Unteroffiziers).Teilnahme am Überfall auf Polen als Kriegsberichter (Feindflüge u.a. auf das Warschauer Gaswerk; Fliegerreportagen) bei Kampfgeschwader 1, Kampfgeschwader 26 und Sturzkampfgeschwader 1. Wundshammer wird zum Sonderführer (Z) befördert (im Offiziersrang). Eisernes Kreuz II. Klasse
Oktober–November 1939
Bordschützen-Lehrgang in Bug auf Rügen (Seefliegerhorst)Dezember 1939–April 1940
Mit Unterbrechungen für LW-KBK 1 beim Kampfgeschwader 26 in Lübeck-Blankensee und Westerland (Sylt): Einsätze u.a. gegen die Shetland- und Orkney-InselnÜberfall auf Norwegen und Dänemark: Am 11. April, seinem 27. Geburtstag, startet Wundshammer als Bordschütze in einer Do 17, die bei einem Aufklärungsflug in den Raum Oslo über der Ostsee nach Eigenbeschuss durch ein deutsches Kriegsschiff in Brand gerät (Bruchlandung bei Kappeln). Er bleibt unverletzt.
April–Mai 1940
Militärische Grundausbildung in Potsdam-NedlitzMai–November 1940
Mit LW-KBK 4 (zeitweilig auch LW-KBK 2 und LW-KBK 8) Teilnahme am Westfeldzug und der Luftschlacht um England: Wundshammer wird zum Zerstörergeschwader 76 abkommandiert. Leitartikel über ZG 76 und ca. ab Juni Arbeit am Haifisch-Manuskript (Grundlage zweier Serien in der Kölnischen Illustrierten Zeitung und seines im August 1941 bei Bertelsmann veröffentlichten Buches Flieger – Ritter – Helden. Mit dem Haifischgeschwader in Frankreich und andere Kampfberichte)Juni 1940
Eisernes Kreuz I. KlasseJanuar–Mai 1941
Verlegung nach Wien und dann Teilnahme mit LW-KBK 8 am Balkanfeldzug (Operationen in Griechenland)Juni–November 1941
Teilnahme am Überfall auf die Sowjetunion (LW-KBK 8, dem VIII. Fliegerkorps zugeordnet)November 1941–April 1942
Sonderführer-Lehrgang in Berlin-Reinickendorf und Berlin-Adlershof sowie Bildberichter-Lehrgang in der Reimann-Schule und an der Technischen HochschuleMai–Juli 1942
Wundshammer wird zur KBK z.b.V. versetzt und als Sonderberichterstatter zur NS-Propagandazeitschrift / OKW-Auslandsillustrierten Signal abkommandiert. Erster Einsatz für Signal an der Murmansk- bzw. Liza-FrontAugust–Oktober 1942
Einsatz als Sonderberichter an der Ostfront: Uman, Mariupol, Obliwsjaka, Stalingrad, Karpowka-WestNovember 1942–Februar 1943
Einsatz in Nordafrika (Tunis)Juli 1943–November 1943
Einsatz in ItalienEnde 1943/Anfang 1944
Wechsel in die Signal-RedaktionEnde 1944
Stellvertretender Signal-ChefredakteurMärz 1945
Wundshammer beteiligt sich an der Evakuierung der Signal-Redaktion nach Wattendorf im Landkreis Bamberg. Infolge einer internen Auseinandersetzung wird er aus der Redaktion entfernt und als Berichterstatter in die Oberlausitz geschickt. Einen letzten Marschbefehl nach Italien ignoriert er und setzt sich im Mai nach Rottach-Egern zu seinen Eltern ab.1945–1948
Mai bis August 1945 in amerikanischer KriegsgefangenschaftSeit Herbst 1945 besitzt Wundshammer wieder eine Arbeitsgenehmigung. Im Zuge der Entnazifizierung wird er als „entlastet“ eingestuft (1947). Erste Tätigkeiten für Der Ruf, Pinguin und die Rheinische Illustrierte (z. B. Otto Dix in seinem Atelier)
1947
Heirat in Rottach mit Antonie Deug geb. Csuppay (aus Ungarn stammende Witwe eines Kollegen)1948–1957
Franz Hugo Mößlang (früherer Signal-Kollege) holt Wundshammer zur Illustrierten Revue. Wundshammer erlangt durch seine Arbeit für die beliebte Wochenzeitschrift mit aktuellen Bildberichten (Politik, Mode, Sport) einen hohen Bekanntheitsgrad:Kurt Schumacher und Annemarie Renger (1949), Theodor Heuss und Ehefrau Elly Heuss-Knapp (1949), Konrad Adenauer privat (1949), Weltflug auf die Minute (1951), Hochzeit des Schah Mohammad Reza Pahlavi mit Soraya (1951), Unterzeichnung des Deutschlandvertrags (1952), 17. Juni in Berlin (1953), Filmfestival in Cannes mit Brigitte Bardot (1953), Bademode auf Capri (1953), Unterzeichnung des EVG-Vertrags (1952), Staatsbesuche von Adenauer in Moskau (1955) und in Persien (1957)
Herbst 1949–1952
Chefredakteur der Revue1952
Mitautor eines Bildbands über die Olympischen Spiele in Helsinki1957–1970
Tätigkeit als leitender Redakteur für die Illustrierte Quick. Für die Zeitschrift arbeiten neben Mößlang (Chefredakteur seit 1951) auch die ehemaligen PK-Fotografen Hilmar Pabel und Hanns Hubmann.Bill Haley im Berliner Sportpalast (1958), Revolution im Irak (1958), Nasser spricht in Kairo (1958), Elvis Presley und Vera Tschechowa in München (1959), Marilyn Monroe und Arthur Miller in New York (1959), Pariser Satellitenstädte (1960)
1961 ist Wundshammer für Quick fünf Monate „auf den Spuren des Odysseus“ im Mittelmeer unterwegs (Wiederholung der Fahrt 1968/69 für den ZDF-Mehrteiler „Ein Schiff kam von Troja“ und Buchveröffentlichung 1982).
Italienische Gastarbeiter in Wolfsburg bei Volkswagen (1962), Staatsbesuch von Adenauer in Frankreich (1962), Josef Neckermann (1964), Olympische Winterspiele in Innsbruck (1964), Romy Schneider in Paris (1965), Soraya auf den Bahamas (1965), Rudi Altig bei der Tour de France (1966), Franz Josef Strauß auf Gamsjagd (1968).
Wundshammers Entlassung im Jahr 1970, vier Jahre nach der Übernahme der Quick durch den Heinrich Bauer Verlag, beendet seine bis dahin erfolgreiche Nachkriegskarriere als Pressefotograf.
1970er-Jahre
Freier Mitarbeiter für Bild der Zeit. Erfolgreich ist Wundshammer in den 1970er-Jahren noch einmal als Autor von auflagenstarken Ratgebern für Fotografen: Knaurs neues Fotobuch (1975) mit den Ablegern Knaurs Fotobuch für Anfänger (1978) und Knaurs Fotobuch für Könner (1978).1986
Am 25. Oktober stirbt Benno Wundshammer in seinem Haus in Trinis, Rottach-Egern, an Herzversagen -
Ausstellungen Benno Wundshammer (Auswahl)
Einzelausstellungen
2019 – "Punti di vista. Benno Wundshammer und die ersten 'Gastarbeiter' in der Volkswagenstadt (1962)", Städtische Galerie Wolfsburg (31.08.– 01.12.2019)2014/15 – "Propaganda-Fotograf im Zweiten Weltkrieg: Benno Wundshammer", Berlin, Museum Berlin-Karlshorst (12.11.2014–15.02.2015)
Gruppenausstellungen
2023 – "Fortschritt als Versprechen. Industriefotografie im geteilten Deutschland", Berlin, Deutsches Historisches Museum (10.02.–29.05.2023) -
Publikationen Benno Wundshammer (Auswahl)
Primärliteratur
Wundshammer, Benno: Auf den Spuren des Odysseus: Segelschiffsreise in die Antike auf der Suche nach den Schauplätzen und Ereignissen von Homers "Odyssee". Gütersloh, Praesentverlag Peter, 1982.
Wundshammer, Benno: Knaurs Fotobuch für Anfänger. München/Zürich, Droemer-Knaur, 1978.
Wundshammer, Benno: Knaurs Fotobuch für Könner. München/Zürich, Droemer-Knaur, 1978.
Wundshammer, Benno: Knaurs neues Fotobuch. München/Zürich, Droemer-Knaur, 1975.
Wundshammer, Benno: Der kleine Hengst: bei Deutschlands letzten Wildpferden. Gütersloh/München, Mosaik-Verlag, 1972.
Hansen, Hans Jürgen / Wundshammer, Benno: Windjammerparade. Oldenburg/Hamburg, Stalling, 1972.
Stahl, Peter Wilhelm: Kampfflieger zwischen Eismeer und Sahara. Stuttgart, Motorbuch-Verlag, 1972.
Report der Reporter: wie sie zu ihren Fotoerfolgen kommen; es berichten Hanns Hubmann, Will McBride, Benno Wundshammer, Hilmar Pabel, Gerhard Gronefeld, Wolfgang Fischer, Peter Bock-Schröder, Inge und Harro Dau, Eberhard Grastorf. Hrsg. von Franz H. Mösslang, Seebruck, Heering, 1964.
Wundshammer, Benno: Deutsche Chronik 1954. Hrsg. von Wilhelm Schlösser, Stuttgart u. a., Europ. Buchklub, 1955.
Wundshammer, Benno: Flieger, Helden, Kameraden: PK.-Bericht. Wolfenbüttel, Heckner, 1942.
Wundshammer, Benno: Bomben auf Britenschiffe. Wolfenbüttel, Heckner, 1942.
Wundshammer, Benno: Die Aufgaben der Bildberichterstattung im Luftkrieg. In: Das Gesicht des Krieges. Hrsg. von Karl Weiss, Berlin, Union, 1941, S. 20–21.
Wundshammer, Benno: Flieger, Ritter, Helden – mit dem Haifischgeschwader in Frankreich und andere Kampfberichte. Gütersloh, Bertelsmann, 1941.
Wundshammer, Benno: Leutnant Kamp. Erlebnisse eines Kampffliegers. Gütersloh, Bertelsmann, 1941.
Sekundärliteratur
Propaganda-Fotograf im Zweiten Weltkrieg. Benno Wundshammer. Hrsg. vom Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst, Ch. Links Verlag, 2014.
Crew, David F.: Learning War Photography. Benno Wundshammer’s Relationship to His Wartime Photographs before and after 1945. Konferenzpapier: The Ethics of Seeing. German Documentary Photography Reconsidered. London, German Historical Institute, 23.–25. Mai 2013.
Rutz, Rainer: Signal. Eine deutsche Auslandsillustrierte als Propagandainstrument im Zweiten Weltkrieg. Essen, Klartext, 2007.