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Herbert Fiebig (1912–2002)
Foto: bpk / Jochen Moll
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Biografie, Ausstellungen und Publikationen
Biografie
Biografie Herbert Fiebig
1912
Geburt von Gustav Albert Herbert Fiebig am 29. Oktober 1912 in Berlin als Sohn des aus Langenbielau im schlesischen Kreis Reichenbach (heute: Bielawa, Polen) stammenden Tischlers Gustav Adolf Fiebig (1887–1953) und dessen Ehefrau Frieda Louise geb. Weidner (1885–1914), der unehelichen Tochter einer Berliner Köchin
1913
Taufe am 2. November 1913 in der St.-Thomas-Kirche (Kreuzberg), Wohnort der Eltern: Wrangelstraße 6
Ab 1914
Früher Tod der Mutter am 19. Juli 1914, Einberufung des Vaters zu Beginn des Ersten Weltkriegs, daher Unterbringung von Herbert Fiebig und seiner zwei Jahre älteren Schwester Ella (1910–1941) bei fremden Leuten
Ab 1916
Am 18. November 1916 Heirat des noch im Krieg dienenden Vaters mit der aus Breslau (heute: Wrocław, Polen) stammenden Näherin Meta Anna Auguste Biernoth (1890–1947), danach Unterbringung der Kinder in Breslau bei ihren neuen Großeltern, dem Böttcher Robert Biernoth und dessen Ehefrau Anna Johanna Auguste geb. Marticke
Besuch der Volksschule in Breslau, nach Schulabschluss mit gutem Erfolg: Rückkehr nach Berlin und Beginn einer kaufmännischen Lehre
1928–1932
Sorge vor drohender Arbeitslosigkeit (Stagnation der deutschen Wirtschaft im Vorfeld der Weltwirtschaftskrise), daher Abbruch der kaufmännischen Ausbildung und berufliche Neuorientierung, bestandene Eignungsprüfung und vierjährige Lehrzeit als Tiefdruckätzer bei einer grafischen Firma in Berlin
Entwickelt in der Lehre Interesse an der Fotografie (Anschaffung einer einfachen Kamera, Beschäftigung mit der Arbeiterfotografie, Besuch von Fotokursen der „Naturfreunde“, nach eigener Aussage erste Amateurerfolge in der Presse bis zur NS-Machtergreifung)
1932–1934
Übernahme als Geselle, 1934 entlassen
1934
Halbjähriger Einsatz im Freiwilligen Arbeitsdienst (FAD) bis September 1934
1934–1936
Aushilfstätigkeiten bei den Firmen Scherl, Mosse, Elsner und Rotophot
1936–1938
Beschäftigung bei Meyer-Druck, Unbehagen gegenüber dem starken NS-Einfluss auf den Betrieb und Unzufriedenheit mit der Verpflichtung zum Dienst in der Werkschar
„Da ich 1937 geheiratet hatte wollte ich auch mal zu Hause sein und nicht an den Wochenenden marschieren.“ (maschinenschriftlicher Lebenslauf H. Fiebig)
Aus der 1937 geschlossenen Ehe gehen mehrere Kinder hervor.
1938–1940
Kündigung nach erfolgreicher Bewerbung und Übersiedlung nach Breslau als Leiter für die Bildherstellung im Tiefdruck bei W. G. Korn
Januar 1940
Einberufung zur Wehrmacht
1945–1949
Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion (bis März 1949), Evakuierung seiner Familie aus Schlesien nach Bayern (1945), dann Umzug der Familie nach Berlin, Tod der Stiefmutter im März 1947, dritte Heirat des Vaters am 7. Oktober 1947 in Berlin-Neukölln mit Martha Berta Erna Biernoth (wie die 2. Ehefrau)
Einer Tochter begegnet Herbert Fiebig 1949 in Berlin zum ersten Mal.
1949–1953
Fiebig findet in seinem Beruf keine Beschäftigung und kommt als Amateur in einer sowjetischen Dienststelle für Pressefotoarbeiten unter. Oktober 1949: Wechsel als Pressefotograf zur Täglichen Rundschau (nach eigenen Angaben insbesondere Lokales), erste Verwendungen auch in der Neuen Berliner Illustrierten und im Neuen Deutschland
1953
Tod des Vaters am 18. Juni 1953 in Berlin
Ab 1953
Selbständigkeit als freiberuflicher Bildreporter (Reportage- und Einzelfotos für verschiedene Zeitungen und Illustrierte), wohnhaft Herrenhausstraße 12 in Johannisthal (Fernsprechbuch 1955, 1957), Themen (Auswahl): Porträts von Prominenten, Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, staatliche Feiern, Parteitage, Dreharbeiten für Film und Fernsehen, Industrie, Menschen bei der Arbeit, Städte/Architektur, Mode
1953
U. a. Aufnahmen aus Rumänien (IV. Weltfestspiele der Jugend und Studenten in Bukarest), Sternwarte Treptow
Ab 1954
Vertragsvereinbarung mit der Illustrierten Freie Welt (Auslandsillustrierte der DDR) und Beginn einer umfangreichen Reisetätigkeit, fast ausschließlich in der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) und anderen sozialistischen oder dem Sozialismus nahestehenden Ländern
1954
U. a. Aufnahmen Stahlwerk Gröditz, Frühlingsblusen, Tag des Eisenbahners, Moderne Wohnung, Demonstration zum Parteitag, Leipziger Messe, II. Gesamtdeutsche Kommunale Konferenz in Dresden, Helden der Arbeit
1955
U. a. Straßenverkehrskonferenz in Leipzig, Leipziger Messe, sowjetische Delegation (Marschall Schukow), IV. FDGB-Kongress, Hüte für Putz und Pelze, Fracht nach Indien, VEB Bergmann Borsig
1956
U. a. VEB Carl Zeiss-Jena, Städtebild Stralsund, Horch-Werke in Zwickau, Messemoden vom VEB Elegant, Berliner Schulneubau, Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Komi
1957
U. a. Kranbau Eberswalde, Kernforschung, Internationaler Frauentag, BRD (Saarbrücken), Trümmer der Reichskanzlei, Schwarze Pumpe, Moskau, Volksrepublik China (u. a. Entenmarsch zur Mast für den Exportmarkt: „mein interessantestes Foto“), Richtfest Brandenburger Tor
1958
U. a. Lauchhammerkombinat, Ostseewoche, Transport der Quadriga, Ungarn, Vietnam: Auf der Titelseite der Freien Welt erscheint am 6. November 1958 ein von Joachim Umann stammendes Foto, das den Fotoreporter Fiebig mit Tropenhelm, Kamera, hochgekrempelten Hosenbeinen und seinen Schuhen in der rechten Hand zeigt, wie er eine Furt in Vietnam überquert.
1959
U. a. Chruschtschow und Oldenhauer, Ausbau des Flughafens Schöneberg, Friedensfahrt, Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik (UsSSR), Tadschikische Sozialistische Sowjetrepublik (TaSSR), Polen
1960
U. a. Anna Seghers, Weiterbau der Stalinallee, Beerdigung von Wilhelm Pieck, Bulgarien, Ungarn
1961
U. a. Beton- und Zementwerke, sowjetische Schauspieler, 70. Geburtstag John Heartfield, Finnland, Kosmonaut German Titow lachend in der Magdeburger Fernsehveranstaltung („mein bester Schnappschuss“)
1962
U. a. Betonwerk Cossebaude, VEB Baumwollspinnerei in Flöha, Minister Oskar Jeske, Kuba, Dokumentarfilmwoche in Leipzig, Filmaufnahmen zu „Tempel des Satans“
1963
U. a. Ankunft von Chruschtschow, Parteiausstellung (Walter Ulbricht), Kraftwerk Trattendorf, Johannes Dieckmann, Test von Fahrrädern („Täve“ Schur), Globke-Prozess, erstes Öl in Schwedt, Brandunglück in Euper („mein aufregendstes Foto“), bis 1963 bereits rund 1.000 Reportagen
1964
U. a. Leuna-Werke, Restaurant „Moskau“, Berliner Innenstadt, Marschall Malinowski, Neubauten in Stralsund, Tierpark Berlin-Friedrichsfelde
1965-1969
Mitglied der DDR-Pressefotografengruppe „signum“ im Verband Deutscher Journalisten (VDJ)
1965
U. a. Aufnahmen Chefstadtplaner Dutschke, Kriminalserie in Freie Welt, Schauspielerin Gisela May, neuer Handstaubsauger, Staatsratsgebäude, Manöver „Oktobersturm“
1966
U. a. Parteiveteranen, Baubetriebe spenden für Vietnam, Wohnungsbau in Hoyerswerda, Betonwerk Bautzen, Fernsehturm in Berlin, Pelzmodelle, Internationaler Journalistenkongress
1967
U. a. Stadtzentrum Karl-Marx-Stadt, Tiefbauarbeiten am Alexanderplatz, Konsum in Riesa, Messe der Meister von morgen, PGH „Kristall“ in Döbern
1968
U. a. Tag der Technik bei den NVA-Luftstreitkräften, Volksentscheid zur Verfassung, Armenische Sozialistische Sowjetrepublik (ArSSR), Teilnehmer am Kieler Matrosenaufstand 1918, Moskau
1969
U. a. Warenhaus Cottbus, Alexanderplatz, Berliner Fischerinsel, Herrenkonfektion im VEB Fortschritt, Parade zum 20. Jahrestag der DDR, Usbekische Sozialistische Sowjetrepublik (UsSSR)
1970
U. a. Grundsteinlegung des Lenin-Denkmals, Dreharbeiten zum Film „Rote Kapelle“, UdSSR, Ural (Orenburg), Vietnam, Polen, Stanisław Lem, DDR-Rundreise
1971
U. a. Tag der Sowjetischen Armee, Botanischer Garten in Jena, Brigaden im Bauwesen, VIII. Parteitag der SED, Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik (USSR), Tschechoslowakische Sozialistische Republik (ČSSR)
1972
U. a. Woche der Waffenbrüderschaft in Spremberg, Stadtporträt Halle, LPG Neubrandenburg, Polen, Moskau, Jalta, Kernkraftwerk Nord in Lubmin
1973
U. a. Ehrenmal auf den Seelower Höhen, Sibirien, Weltfestspiele in Berlin, Krim, Minister Prey, Schaufelradbagger im Tagebau Profen
1974
U. a. X. DSF-Kongress, LPG Werder, Bulgarien, Musiker und Maler Heinig, Wismut Aue, Maschinenexport, Heiligenstadt, Mansfeld-Kombinat
1975
U. a. Neubrandenburg-Ost, Wolgograd, Rostow am Don, Odessa, Kiew, Palast der Republik, Jugendmode, Baschkirische Autonome Sozialistischen Sowjetrepublik, Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Komi
1976
U. a. Soldatenfreundschaft (Panzer), Porträts zum 1. Mai (Bergbau, Handel), Asowsches Meer, Bulgarien, Grenztruppen „Rosa Luxemburg“
Ca. 1976
Mit zunehmendem Alter wird Fiebig die Arbeit im Ausland zu beschwerlich.
Beendigung der Auslandsarbeit für die Freie Welt und Tätigkeit nur noch innerhalb der DDR
1977
U. a. Aufnahmen WMW Maschinenmesse, Volkswerft Stralsund, Theater der Freundschaft, Aktivisten bei Botschafter Abrassimow
1978
U. a. Porträts vom Frauentag, Familie in Karl-Marx-Stadt, VEB Strickmoden, Tagung Silikattechnik, Neuerertagung
1979
U. a. Messe der Meister von morgen, VEB Schilkin, DSF Fürstenberg
1980
U. a. Porträts (Bergbau, Handel, Frauentag), Ministerbesuch bei VEB Strickmoden, Messe der Meister von morgen, VEB Täschnerwaren
Eintritt in den Ruhestand
1990
Wohnhaft in Berlin-Köpenick (Zur Nachtheide 30)
2002
Verstorben am 31. Dezember 2002 (ungesichert)
Ausstellungen
Ausstellungen Herbert Fiebig (Auswahl)
1967 – „Welt-Fotoausstellung. Vom Glück des Menschen. Zu Ehren des 50. Jahrestages der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“, Berlin (1967)
1967 – „Signum-Foto“, Berlin, Zentrales Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (11.08.–24.09.1967)
Publikationen
Publikationen Herbert Fiebig (Auswahl)
Primärliteratur
Prokop, Gert: Die Sprache der Fotografie. Ein Foto-Lese-Buch. Berlin, Verlag Neues Leben, 1978.
Werk der Millionen. 20 Jahre Deutsche Demokratische Republik. Hrsg. von Institut für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED. Leipzig/Jena/Berlin, Urania-Verlag und Verlag die Wirtschaft, 1969.
Maahs, Rita / Schnitzler, Karl-Eduard von: Vom Glück des Menschen. Eine Bilddichtung. Mehr als 450 Bilder aus über 70 Ländern. Leipzig, VEB Fotokinoverlag, 1968.
Fiebig, Herbert: Wenn die Optik erzählt [Folge: Bildreporter der Freien Welt stellen sich den Lesern vor], in: Freie Welt, Heft 33, 3. Augustheft, Berliner Verlag, 1963, S. 8–9.
Gerstner, Karl-Heinz / Klamann, Thomas: Industriebauten der Deutschen Demokratischen Republik. Berlin, VEB Verlag für Bauwesen, 1962.
Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften: Baustoffindustrie, Bauzeitung, Fahrt frei, Filmspiegel, Freie Welt, Für Dich – Illustrierte Wochenzeitung für die Frau, Handelswoche, Neue Berliner Illustrierte (NBI), Neues Deutschland, Private Wirtschaft, Tägliche Rundschau