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Josef Donderer (1903–1958)
Foto: bpk / Josef Donderer
Scala
Vergnügen, Nachtleben, Geselligkeit
Berlin in der NS-Zeit
Biografie, Ausstellungen und Publikationen
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Biografie Josef Donderer
1903
Geboren am 25. Februar 1903 in Augsburg (Lechhausen) als Sohn eines Zahnarztes, Mutter Hausfrau, drei Geschwister1920er Jahre
Studium der Musik (Hauptfach Klavier) am Konservatorium in Augsburg; Gründung des Quartetts „The Lyra Band“; Nach Auftritten in Bädern und kleineren Städten geht Donderer als Stummfilmpianist nach Berlin.1928/1929
Wendet sich nach Aufkommen des Tonfilms der Fotografie zu1930–1932
Volontariat in der Photo-Schule des Leitz-Vertragsfotografen und Leica-Spezialisten Hermann Ebel; Spezialisierung auf Nachtaufnahmen; Arbeitet schon früh mit Farbe; Auftragsarbeiten vor allem in der Werbung1932–1933
Arbeit für Zeiss-Ikon als Contax-Werbefotograf bzw. als Hausfotograf für Bühnen-, Varieté-, und außergewöhnliche Sportaufnahmen. Er macht erste Aufnahmen in der Scala und in anderen Varietés. Kettenraucher.
Zeiss-Ikon stellt Donderer Atelierräume im Werk in Berlin-Friedenau zur Verfügung und kauft ausgewählte Negative auf (nicht erhalten).1934
Ab 1. Januar 1934 macht Donderer regelmäßig Aufnahmen in der Scala, zunächst ohne Vertrag; nach August 1934 wird er als Presse- und Hausfotograf der Scala (Grundgehalt 500 RM) eingestellt.Neben den Aufnahmen für die Scala und andere Varietés macht er Aufnahmen für Künstler, Firmen (Werbung) und Organisationen.
Einstellung mehrerer Mitarbeiter: Drei Fotografen, eine Volontärin, eine Laborhilfe; weitere freie Mitarbeiter kommen hinzu. Seine spätere Frau Johanna Müller ist für den kaufmännischen Bereich, die Beschriftung der Aufnahmen und die Künstlerkartei zuständig.
1936
Im Auftrag von Zeiss-Icon fotografiert Donderer die Olympiade (Fotos nicht erhalten). Veröffentlichung des ersten Bildbands Artisten aus der Reihe Deutsche Meisteraufnahmen, Verlag Bruckmann, München1937
Verlobung mit Johanna Müller, Heirat am 3.11.1937;Im selben Jahr Eintritt in die Reichskulturkammer
1938
Abschluss eines Vertrags mit Jack Hylton (Astoria House) zur Gründung einer gemeinsamen Firma unter dem Namen J. Donderer in London, um „Fotoaufnahmen verschiedener Art, hauptsächlich Varieté- und Bühnenfotos“ herzustellen.Die politische Entwicklung und der Kriegsausbruch verhindern die Realisierung.
1939
Geburt des Sohns Bernd am 18. April1939–1945
Während des Kriegs Arbeit für Ministerien und andere Dienststellen des „Dritten Reiches“, u. a. die Zeitschrift Erika, Die frohe Zeitung für Front und Heimat, herausgegeben vom Deutschen Verlag Berlin für das Oberkommando der Wehrmacht und die Organisation Kraft durch Freude (KdF).Er macht auch Privataufnahmen von Josef Göbbels (nicht erhalten).
Donderer wird trotz mehrerer Einberufungen (1940, 1942, 1944) als „Spezialfotograf für artistische Bewegungsaufnahmen“ und anderer kriegswichtiger Aufträge „unabkömmlich“ (uk) gestellt.
1942
Aufnahmen in Lazaretten in Belgien, Holland und Nordfrankreich für den Sprechenden Feldpostbrief des Deutschen Roten Kreuzes1943
Nach Bombardierung der Scala sowie Donderers Wohnung und Atelier Noteinweisung in die Wohnung Zietenstraße 13, Notatelier in noch intakten Kellerräumen der Lutherstraße 22/24;Evakuierung des Archivs nach Halbe (Brandenburg), dann in das Staatliche Forstamt in Hammer; Seine Familie verlässt Berlin
1944
Nach Bombardierung der neuen Wohnung ebenfalls Umzug nach Halbe,Übernahme des Ateliers eines in den Krieg eingezogenen Fotografen (Stoffregen),
Vom 18. März bis 18. April 1944 reist er im Auftrag der Scala, des Deutsches Verlages und des Scherl Verlages zum Scala-Gastspiel nach Spanien.
Nach einem Zerwürfnis mit Eduard Duisberg, Scala-Direktor, ist er nach seiner Rückkehr nicht mehr für die Scala (nunmehr am Lehniner Platz) tätig.
Ab Mai 1944 nach Exklusivvertrag mit dem Deutschen Verlag Tätigkeit für dessen Zeitschriften wie Berliner Illustrirte Zeitung und Erika
Nach seiner Einberufung im September 1944 taucht Donderer bei befreundeten Wehrmachtsangehörigen in Heiligenblut bzw. Cortina unter.
1945
Donderer zieht noch vor Kriegsende von Heiligenblut nach Halbe, er kommt nicht in Gefangenschaft und tritt der KPD, später der SED, bei.Umzug nach Teupitz (Brandenburg), Übernahme von Wohnung, Atelier und Geschäft des Fotografen Schwentker (in Gefangenschaft),
Um 1945 Trennung der Eheleute Donderer, Scheidung vermutlich 1953
Ab 1945
Fotoarbeiten u. a. für russische Kommandantur (nur einzelne Aufnahmen bis 1953 erhalten). Einstellung von mehreren Laborhilfen, u. a. Frau Ursula KaatschJanuar 1948
Aufgabe von Wohnung und Atelier nach Rechtsstreit an Schwentker, Ausschluss aus der SED (25.3.), Weiterarbeit in Teupitz, Poststraße 30 bei Ursula KaatschOktober 1952
Verhaftung wegen „Boykotthetze“, Neunmonatige Untersuchungshaft in verschiedenen Gefängnissen, Verlagerung des Archivs nach Westberlin durch Ursula Kaatsch1953
Aussetzung des Prozesses wegen des Juni-Aufstands, 25. Juni Entlassung Donderers nach Teupitz, nach Erkrankung Flucht nach WestberlinNach Notaufnahme im Lager Volkmarstraße in Tempelhof verschiedene Wohnungen zuletzt in Schöneberg
30. Oktober: Zulassung Donderers als „Photographenbetrieb“,
In den folgenden Jahren Arbeit als Bildberichter u. a. für den Springer-Verlag, Zirkus-Aufnahmen
1958
Kurz vor Abschluss des Vertrags als Hauptfotograf für die Deutschlandhalle stirbt Donderer am 17. März an einem Herzinfarkt; er wird am 20. März auf dem Friedhof Eythstr. in Schöneberg begraben. -
Ausstellungen Josef Donderer (Auswahl)
2015 – „Kessel von Halbe”, Ausstellung zum 60. Jahrestag der Kesselschlacht von Halbe mit Bildern von Josef Donderer aus der Zeit ab 1945, Gemeinde Halbe (Dahme-Spreewald)
1995 – Ausstellung zum 50. Jahrestag der Kesselschlacht von Halbe mit Bildern von Josef Donderer aus der Zeit ab 1945, Gemeinde Halbe (Dahme-Spreewald) -
Publikationen Josef Donderer (Auswahl)
Primärliteratur
Donderer, Josef: Artisten, aus der Reihe Deutsche Meisteraufnahmen, München, Verlag von F. Bruckmann AG, 1936.
Tag und Nacht mit der Kleincamera. Hrsg. von Alexander Niklitschek, mit Fotos von J. Donderer u. v. a., München, Verlag F. Bruckmann AG, 1936.
Sekundärliteratur
Kerbs, Diethart/Uka, Walter: Fotografie und Bildpublizistik in der Weimarer Republik. Bönen, Kettler Druckverlag, 2004.
... und abends in die Scala. Fotografien von Josef Donderer. Hrsg. von Karl H. Pütz, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin, Nicolai Verlag, 1991.